Karotten

Im Dienste der Kinder

Vom Landkind zur Weltenbummlerin

Aufgewachsen in einer Staudengärtnerei in Damendorf, einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, war ich zunächst fest entschlossen, nie „hinterwäldlerisch“ zu leben – geschweige denn, als Gärtnerin zu arbeiten. Als Kind musste ich oft mithelfen, obwohl ich viele andere Dinge viel spannender fand.

Die weite Welt zog mich immer mehr an. Durch meine Ausbildung im Reisebüro konnte ich viele faszinierende Ecken der Erde entdecken. Ich sammelte unzählige Erfahrungen, erlebte magische Momente und traf Menschen, deren Begegnungen mich tief berührten und zum Nachdenken anregten.

Karriere versus der großen Frage nach dem Sinn

Nach meinem Studium der „International Business Administration“ und Auslandsaufenthalten in London und Madrid galt ich plötzlich als „erfolgreich“ in der Gesellschaft. Die Welt schien mir zu Füßen zu liegen, und alles schien möglich!

Ich startete meine Karriere im Vertrieb bei IBM und merkte schnell, was es bedeutet, seinen Namen gegen eine Personalnummer einzutauschen. Ich spielte die Rolle, die man von mir erwartete, und tauschte Lachen und Lebensfreude gegen ein volleres Bankkonto. Doch irgendwann stellte ich mir die Frage: War das wirklich mein Lebenstraum? Die Antwort war klar: Nein!

Also entschloss ich mich, nicht auszusteigen, sondern in mein wahres Leben einzutauchen – auch wenn mir das erst später bewusst wurde.

Ein radikaler Wandel: Zurück zur Natur

Eine 7.500 Kilometer lange Fahrradtour durch Europa und vier Monate im Zelt führten mich zurück zur Einfachheit. Zurück zur Natur. Zurück zu mir selbst. Ich ordnete mein Leben neu und spürte, dass mich mein Weg zu meinen Wurzeln führen sollte. In die Gärtnerei meiner Mutter – ein Ort, an den ich nie hatte zurückkehren wollen. Aber diesmal war es meine eigene Entscheidung. Ich begann zu gärtnern, säte Gemüse und pflanzte Kartoffeln und probierte es einfach aus.

Lernen von Kindern – Ein neues Bewusstsein entsteht

Dann wurde ich selbst Mutter und erlebte die Welt mit ganz neuen Augen. Vor allem begann ich zu begreifen, wie viel unsere Kinder uns lehren können, wenn wir ihnen wirklich zuhören. Oft fragte ich mich, woher Kinder ihre Weisheit nehmen. Wie dieser Satz, den mir meine Tochter mit zehn Jahren sagte: „Mama, es gibt im Leben nichts zu tun. Das Leben lebt sich von ganz alleine.“

Doch was mich immer wieder beschäftigt, ist die Frage, warum diese Weisheiten oft verblassen, wenn Kinder älter werden. Warum scheint dieses besondere Leuchten in ihren Herzen zu schwinden? Gibt es einen Weg, dieses Strahlen zu bewahren?

Die Geburt von „himmelgrün“ – Ein Garten für Kinder

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, sowohl eine tiefe geistige Verbindung als auch eine enge Verbundenheit mit der Natur zu haben – den „Himmel“ für unsere Intuition und das „Grün“ als festen Boden unter den Füßen.

2015 beschloss ich, das „Grün“ in den Mittelpunkt zu stellen und verwandelte unsere ehemalige Staudengärtnerei in eine Kindergärtnerei – einen Garten, in dem Kinder selbst gärtnern können. Die ersten drei Kita-Gruppen kamen Monat für Monat, und gemeinsam pflanzten wir Gemüse für ihr Lieblingsessen an. Der erste Schritt war getan.

Was einst kaum vorstellbar war, ist heute gelebte Realität: Kinder aus allen 16 umliegenden Gemeinden erleben mindestens ein Gartenjahr in der himmelgrünen Kindergärtnerei – viele sogar bis zu vier Jahre. So können wir mit großer Freude sagen: Die Kinder der Hüttener Berge wissen wieder, dass die Kartoffel in der Erde wächst!

Achtsamkeit und Natur – Eine wertvolle Verbindung

Im Jahr 2020 stieß ich zufällig auf das Achtsamkeitstraining für Kinder von Tina Richter (www.herzsache.jetzt) und war sofort tief berührt von ihrer Arbeit. Ich schrieb sie direkt an, wir lernten uns kennen, und nachdem ich selbst den Kurs bei ihr besuchte, sagte ich zu ihr: „Tina, jetzt wird mir klar, warum uns das Leben zusammengeführt hat. Ich habe in den letzten Jahren das ‚Grün‘ und du den ‚Himmel‘ entwickelt. Und nun verbinden wir es.“ Seitdem ist ihr „Lieblingsfach“ fester Bestandteil geworden.

Neuanfang in der Krise – Das Solar-Gewächshaus entsteht

Dann kam die Pandemie, und damit Stille im Garten, weil keine Kindergruppen mehr in den Garten kommen konnten. Wir nutzten die Zeit, um etwas ganz Besonderes zu errichten: unser innovatives Solar-Gewächshaus für die Kinder. Für uns ist es das perfekte architektonische Bildungselement – CO²-reduzierend und nach Cradle to Cradle entwickelt. Ein Symbol für die Verbindung von Natur und technischem Wissen und der Schlüssel zum Aufbau vieler weiterer Kindergärtnereien. Ein riesiges Dankeschön an etwa 50 freiwillige Helfer aus ganz Deutschland, die mit Herz und Tatkraft unterstützt haben. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen!

Eine Vision, die über die Region hinausgeht

Meine Vision geht jedoch weit über unsere Region hinaus. Ich möchte nicht nur hier in Deutschland, sondern auch darüber hinaus Menschen inspirieren und unterstützen, ähnliche Projekte umzusetzen. So versuche ich, so gut ich kann, die Welt zu einem Ort zu machen, den unsere Herzen kennen – einen Ort voller Achtsamkeit, Verbundenheit und Lebensfreude.

Die Welt positiv verändern – Fangen wir an!

Ich weiß nicht, wohin mich meine Seele noch führen und welche Puzzleteile das Leben mir noch schenken wird. Aber ich bin bereit, mit der Neugier eines Kindes zu lauschen, meiner inneren Stimme zu folgen und mich dem Leben mit offenen Armen hinzugeben.

Die Welt positiv zu verändern ist wirklich einfach. Wir müssen nur anfangen. Kommt doch mit – gemeinsam können wir Großes bewirken!

Möge der Samen in uns allen aufgehen.

Eure Dörte